Für die, die lieber Hören als Lesen. Den Text „Die 1. Reha – gut zu wissen“ gibt es auch von mir gesprochen. Sozusagen als Podcast-Variante.
Die 1. Reha – gut zu wissen…
Es gibt Dinge, die einem keiner sagt, die aber echt wichtig sind! Deshalb hab ich Dir hier auf meiner Seite mal einiges zusammengebastelt. Sie enthält hoffentlich alles, was wichtig ist. Ich erachte es zumindest so. Mal schauen, was Du dazu sagst.
Alles zum Thema Reha und was gut zu wissen ist. Wenn Du eine Frage hast, melde Dich bei mir. Ich bin relativ gut informiert, was man wo, wie und warum wen frägt. Mail mich einfach unter andrea@derwegistmeinziel.de an.
Thema Wunschklinik – auch mit Kind oder dem Haustier möglich!
Schon bevor Du den ersten Antrag auf Rehabilitation stellst, solltest Du Dich im Netz über die entsprechenden Kliniken informieren und Dir eine aussuchen. Wenn Du einen Hund oder eine Katze hast, den/die Du unbedingt mitnehmen möchtest, dann such Dir eine Klinik Reha & Tier aus. Da es von diesen Kliniken nicht allzu viele gibt, ist die Wartezeit eventuell etwas länger. Auch Alleinerziehende haben die Möglichkeit ihre Reha mit ihrem Kind zu machen. Deine Wunschklinik muss nicht in Deinem Bundesland liegen, sie muss Dir nur gefallen und natürlich auf Dein „Leiden“ spezialisiert sein. Oft haben die Kliniken einen schon fast fertig ausgefüllten Wunschklinik-Antrag auf ihrer Seite, den Du Dir downloaden kannst. Ansonsten hab ich hier einen Blankoantrag zum download für Dich.
Bevor Du den Antrag mit Deiner Wunschklinik an die Rentenversicherung schickst, MACH DIR VON ALLEM KOPIEN!!! Zum einen hast Du dann übersichtlich alles beieinander und zum anderen kannst Du später nachschauen, was Du wann wie formuliert hast. Und Du musst viele Fragebögen ausfüllen!!
Thema Widerspruch
Als meine Ärztin aus der Schmerz-Klinik in Böblingen den Antrag für mich gestellt hat, dachten wir ja beide, dass der sofort genehmigt wird. Aber die Rentenversicherung hatte das ja anders entschieden. Das hatte ich Dir im Beitrag „Vertrauen ins Gesundheitssystem“ ja schon geschrieben. Ich hatte damals in meinem Widerspruch (den kannst Du Dir hier mal anschauen, wenn’s Dich interessiert, wie der aussehen sollte…) gleich begründet, warum ich der Meinung bin, dass mir eine Reha unbedingt zusteht. Das beschleunigt das Widerspruchverfahren auf jeden Fall. Soweit hat das auch geklappt.

Radfahren hat ja zum Glück noch funktioniert, aber das war meine “normale” Körperhaltung, wenn ich versucht hab aufrecht zu stehen!
Doch dann kommt alles ganz anders… das ärztliche Gutachten…
Denn die Rentenversicherung wollte ein ärztliches Gutachten von mir. Da ich ja nicht simuliere, stellte das kein Problem für mich dar. Außerdem wusste ich ja, dass sowohl meine behandelnden Ärzte, als auch meine Sachbearbeiterin von der Krankenkasse nicht nachvollziehen konnten, warum die Rentenversicherung meinen Antrag abgelehnt hatte. Laut Regelung des § 17 Absatz 1 neuntes Sozialgesetzbuch – SBX IX ist die Rentenversicherung (RV) eigentlich verpflichtet, eine Wahlmöglichkeit unter 3 Gutachtern einzuräumen.
Da die RV auch angehalten ist, eine zeit- und Wohnortnahe Begutachtung durchzuführen, kann sie mit der Begründung, dass es keine weiteren Gutachter im Umkreis gibt, von dieser Regel Abstand nehmen.
So bei mir geschehen! Ich bekam meinen Untersuchungstermin und die Gutachterin genannt. Da kein weiterer Gutachter zur Verfügung stand war es eine Psychiaterin, 8 km von meinem Wohnort entfernt.
Das Problem bei der Sache ist, dass eine Psychiaterin KEINE orthopädische Reha empfehlen darf. Ist nicht ihr Fachbereich! Das wusste ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich hatte auch in meinem Widerspruch eine Wahlrecht-Wunsch Reha-Klinik benannt. In meinem Fall war es eine Orthopädische Klinik mit Multimodaler Schiene. Multimodal bedeutet, dass auch psychosomatisch behandelt wird, z.B. mit Atemtherapie, Qi-Gong und/oder progressiver Muskelentspannung nach Jacobsen etc.
Zwischenbericht…
Seit Januar war ich nur bei mir im Geschäft, um meine Krankmeldungen abzugeben. An arbeiten gehen war nicht zu denken. Bis Anfang September pendelte mein Zustand zwischen „geht so“ und „geht nicht mehr“… Zu Peters Geburtstag am 16. September, ham mein Körper und ich uns was Besonderes „ausgedacht“.
Einen Notarzt Einsatz! Ich wollte mittags (gegen 14 Uhr) in der Küche einen Apfel holen und auf dem Weg dorthin durchfuhr mich ein abartiger Schmerz. Ich musste mich mit den Händen auf den Knien abstützen. In dieser Position hab ich versucht meinen Schmerz „weg zu atmen“. Das hat eigentlich auch recht gut geklappt, allerdings konnt ich mich dann gar nicht mehr bewegen! Ich kam aus der Position nicht mehr raus. In der Mitte vom Wohnzimmer. Der Tisch mit dem Telefon – in 1,5 m Entfernung – unerreichbar. Ich war nicht in der Lage mich zu bewegen… überhaupt nicht! Ich hab es auch nicht geschafft mich zu entspannen, so wurde es immer schlimmer!
So konnte ich in dieser Position nur „warten“ bis Peter vom schaffen kommt… in 2 Stunden!!! Das ist also die „Hölle auf Erden“. Als Peter endlich nach Hause kam, hatte ich mir die Seele aus dem Leib geheult und war glücklich, dass es jetzt nur noch besser werden kann. Peter hat mich zum Tisch gebracht und ich konnte meinen Oberkörper ablegen. Fast 2 Stunden später kam ein sehr schlecht gelaunter Notarzt, der mir 3 verschiedene Schmerzmittel gespritzt hat und wieder verschwand. Happy Birthday Peter.

Zurück zum Thema… Die 1. Reha – gut zu wissen
Circa 5 Wochen nachdem ich bei der Gutachterin war, kam die Zusage… Juhu… meine Reha ist genehmigt! Am 5. Oktober habe ich erfahren, dass ich am 19. November 2019 meine Reha antreten darf. Allerdings nicht in meiner Wunschklinik, sondern in einer Psychosomatischen. Die RV hat das damit begründet, dass meine Wunschklinik nicht dem entspricht, was die Gutachterin empfohlen hat. Im ersten Moment wollt ich sofort bei der RV Widerspruch einlegen… Doch mein Orthopäde meinte, dass ein erneuter Widerspruch bedeutet, dass ICH eine Reha ABLEHNE! Will sagen, dass ich dann regulär erst in 4 Jahren wieder einen Anspruch auf eine Reha hätte. Also auf nach Schömberg, es ist nur 33 km von mir daheim entfernt!

Bin ich jetzt gesund? Die Sache mit der Arbeitsfähigkeit…
Dummerweise ist die Klinik, in der ich war, eine rein psychosomatische Klinik. Und noch blöder für mich war, dass diese Klinik über keinen Orthopäden im Haus verfügt. Das bedeutet für mich als Schmerzpatienten mit Lumboischialgie, dass es KEINER im Haus diagnostizieren kann und darf!!! Und somit kann das auch nicht in den Entlassungspapieren der Klinik stehen. In ihren Augen bin ich also gesund, auch wenn die Schmerzen noch da sind!
Ich bin ja „krankgeschrieben“ in die Klinik gekommen… und sie wollten mich „gesund“ entlassen, da ich keine psychischen Störungen (mehr) aufweise! Ja, das wusste ICH vorher schon… da im Haus niemand Orthopäde ist, dürfen sie auch nicht… blablabla. Du kannst Dir denken, dass ich stink sauer war.
Dazu sei angemerkt, dass Du eigentlich nur so gehen kannst, wie Du gekommen bist. Wer also seine Reha aus dem Job heraus (also gesund) antritt, hat kaum eine Chance „arbeitsunfähig“ entlassen zu werden. Außer, es wird eine schwerwiegende noch nicht vorher diagnostizierte Krankheit entdeckt. Wenn Du mit „gelbem Schein“ (arbeitsunfähig) die Reha antrittst, kannst Du auch als „immer noch kurzzeitig arbeitsunfähig“ entlassen werden…

Und jetzt? Wie geht’s nach der Reha weiter?
Ich hab mir mit viel reden erkämpft, dass sie mich wenigstens „arbeitsunfähig“ entlassen und ich eine Reha-Nachsorge bekomme. Das Programm zur Nachsorge zahlt auch die RV. Es muss noch in der Klinik und auch von der Klinik beantragt werden. Das Nachsorgeprogramm heißt IRENA und darf nur in den von der RV anerkannten Kliniken durchgeführt werden. Such Dir also rechtzeitig während Deiner Reha eine entsprechende Klinik in wohnortnähe aus. Dann kannst Du sie Deinem Reha-Arzt/Ärztin nennen.
Ich konnte mir wie gesagt IRENA erkämpfen und hab mir eine sehr renommierte, orthopädische Klinik rausgesucht. Seither geht es echt Berg auf mit mir und meine Schmerzen sind tagsüber schon fast ganz weg!
Prinzipiell hast Du nach einer Reha Anrecht auf Urlaub. Gesetzlich steht Dir allerdings nur ein (in Zahl 1) Tag Urlaub zu. Wenn Du noch sehr viel Resturlaub hast, kannst Du Deinem Arbeitgeber auch klar machen, dass Dir die Verlängerung der arbeitsfreien Zeit enorm bei der Regeneration helfen wird! Da kann er ja dann fast nicht Nein sagen… Oder?
Einen neuen Weg einschlagen…

Während den 5 Wochen in der Reha hatte ich sehr viel Zeit zum Nachdenken. Nachdem die erste Woche rum war… denn in der ersten Woche sind die meisten einfach nur durch den Wind. Alles neu, wo muss ich hin, das fremdbestimmte Leben in der Klinik kann einem heftig auf’s Gemüt schlagen…
Im Verlauf der Zeit wurde mir klar, dass ich mich beruflich neu ausrichten sollte. Bis zur Rente bei LIDL arbeiten will und kann ich nicht.
Wenn Du Dich nach der Reha auch neu aufstellen willst oder musst, dann lass Dir einen Termin bei der Sozialberatung geben. Die gibt’s in jeder Reha-Klinik und sie wissen alles rund um Arbeit und Gesundheit. Du hast während der Reha ja Zeit!
Ich bin eines Morgens aufgewacht und in meinem Kopf manifestierte sich ein Gedanke. Wenn ich aus der Klinik komme werde ich mich informieren, wie und ob ich Psychotherapeutin werden kann…

Ich KANN und ich WERDE!!!
Mitte Januar 2020 hab ich mich bei der Paracelsus Schule in Tübingen angemeldet. Seit dem 23.01.2020 bin ich als Studentin für das Fach „Heilpraktikerin der Psychotherapie“ eingeschrieben. Es ist sehr viel Lernstoff und ich muss vor allem das Lernen wieder lernen! Diese Ausbildung dauert 14 Monate und schließt mit der Prüfung beim Gesundheitsamt in Heilbronn am 22.03.2021 ab.
Ich werde Dich auf dem Laufenden halten…
Wenn Du noch Fragen zur Reha oder sonst was hast, stell sie mir, ich beantworte sie Dir wirklich gerne!
Liebe Grüße
Andi