Meine „712-Tour“ dann halt in Etappen…
Ich hab beschlossen wenigstens mal in Etappen mit meiner Tour zu beginnen. Damit meine „große Runde“ nicht ganz in Vergessenheit gerät. Mittlerweile hab ich mir auch ein kleines Zelt gekauft. Mit einem Zelt im Gepäck hab ich immer die Möglichkeit einfach irgendwo zu übernachten. Das nimmt den Druck immer ne brauchbare Unterkunft finden zu müssen, spart Geld und macht irgendwie frei im Kopf.
Nach einem Gespräch mit ner Bekannten, die schon mal über ein Jahr am Stück unterwegs war, fand ich die Idee mit dem Zelt richtig gut. Mein Zelt ist klein (vor allem im Packmaß), aber auch wieder so groß, dass ich genügend Platz darin hab, um bei schlechtem Wetter in ihm „leben“ zu können.
Der 1. Abschnitt meiner ursprünglich für 2019 an einem Stück geplanten 712-Tour mit Friedeman, führt mich von Daheim ins Neckartal und am Neckar entlang bis zur Quelle in Schwenningen. Das ist der Plan… aber geplant ist gar nichts!
In kleinen Schritten ans Ziel
Am Sonntag, den 9. August 2020 hab ich Friedeman gepackt.
Ich war ganz schön aufgeregt und konnte in der Nacht auf Montag kaum schlafen. Zudem sagt der Wetterbericht für Morgen bis zu 36°C voraus. Aber ich bin guter Dinge und Friedeman technisch einwandfrei. Aber für alle Fälle hab ich ihm noch neue Mäntel und Schläuche mit super mega Pannenschutz verpasst. Auf Grund der zu erwartenden hohen Temperaturen, hab ich mir eine 1 Liter Trinkflasche eingepackt.
Ansonsten gibt’s ja auch noch die Möglichkeit, jeden Supermarkt anzufahren um kühle Getränke zu erwerben… Bei einer kleinen Probefahrt mit Friedeman hab ich gemerkt, dass er sich mit den 25 kg Gepäck hinten drauf, ganz anders fährt! Das wird echt spannend!
1. Etappe – Montag, 10. August
Es gibt kein festgelegtes Tagesziel… Mal sehen, wo wir heute Abend sind!
Um 10.17 Uhr ging’s daheim los! Das Thermometer zeigte bereits jetzt schon 22°C, das kann ja was werden… Es ist schon ein komisches Gefühl loszufahren und gleichzeitig zu wissen, dass man abends nur ein paar Kilometer von Daheim weg ist. Der 1. Anstieg bei Ehningen hat gerade mal 7% (im Schönbuch kommen Steigungen mit bis zu 11%), er fühlt sich aber an wie ein mächtiger Drache, der nur schwer zu bezwingen ist. An Friedeman ziehen unsichtbare Kräfte – leider in die falsche Richtung. Nach 300 Metern bergauf machen wir eine Pause, die verlorengegangene Kondition suchen und trinken!
Ich muss heut Abend mein Pack-Konzept überarbeiten. Ich hatte ein paar Mal das Gefühl, dass ich mit Friedeman gleich nen Rückwärtssalto mache. Hinten schwer und das Vorderrad scheint keinen Kontakt mehr zum Asphalt zu haben… Alles sehr ungewohnt! Aber mit jedem Kilometer wird das Gefühl besser und ich gewöhn mich an das neue Fahrgefühl. Die Hitze ist allerdings echt heftig. Mir läuft der Schweiß aus allen Poren.
Zum Glück ging’s ab Hildritzhausen durch den Naturpark Schönbuch. Viel Schatten und der Wald hält generell viel von der Hitze zurück. Doch jedes Mal, wenn wir auf’s freie Feld kommen, ist’s als ob man in einen Topf heißes Wasser geworfen wird. Naja und dann halt noch die kleinen unvorhergesehenen Hindernisse, wenn man sich nicht an die Radwege hält…
… da kommt Friedeman nicht rüber… also wieder zurück, Gatter auf, Gatter zu… so bekommen wir ganz ungewollt viele Höhenmeter dazu! Doch es ist ja nicht zur Strafe, sondern „nur“ zur Übung. Und im Wald… Auf jeden Fall ist es ein Abenteuer und davon werd ich dann ja auch erzählen können. Aber ab dieser Erfahrung haben wir etwas mehr auf die Radweg Zeichen geachtet… Kurz drauf hat sich zum 1. Mal das Neckartal gezeigt… Atemberaubend! Wenn jetzt die Fernsicht noch etwas besser wäre, wäre es perfekt!
In Entringen gab’s dann erstmal was Kühleres zu trinken aus dem Supermarkt und nen Brötchen auf’s Pfötchen beim Bäcker. Das Thermometer ist mittlerweile auf 34°C geklettert und das Wasser in meiner Trinkflasche dürfte eine ähnliche Temperatur haben. Aber lieber 1 Liter warmes Wasser, als gar nix zu trinken. Frisch gestärkt hab ich in Rottenburg bei der Unterkunft, in der ich letztes Jahr auch übernachten wollte, angerufen. Sie hat noch ein Zimmer frei!!! Prima… also auf nach Rottenburg! Alternativ hätte ich versucht in Tübingen in der Jugendherberge ein Zimmer zu bekommen…
So langsam hab ich mich auch an den „schweren“ Friedman gewöhnt und wir kommen immer besser miteinander klar. Gegen 17 Uhr sind wir dann am Gasthaus am linken Ufer in Rottenburg angekommen. Die 1. Etappe ist geschafft und ich auch!
Schade, dass die Unterkunft direkt an einem Stauwehr liegt. Ich wäre gerne in Neckar gesprungen um mich abzukühlen. Aber 1. ist es verboten und 2. sah das Wasser nicht sehr einladend aus.
Zur Belohnung gibt es dafür was „gehopftes“ und eine ausgiebige Dusche. Es ist immer noch sehr warm und die Luft ist mittlerweile sehr drückend geworden. Morgen kann es ab 15 Uhr Gewitter geben, aber damit will ich mich HEUTE noch nicht beschäftigen. Außerdem kann ich das Wetter eh nicht beeinflussen, wozu also drüber nachdenken! Rottenburg ist wirklich ein schönes Städtchen mit vielen schönen Plätzen und sehr guten Restaurants. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall!
Etappen Statistik
Heute waren es 42 km. Satte 490 m bergauf und obwohl wir recht gemütlich unterwegs waren, haben wir einen Schnitt von 13,6 km/h rausgefahren… Aber eigentlich sind das nur unwichtige Zahlen. Viel wichtiger ist das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Ab morgen dann endlich auf dem Neckartal-Radweg.
von Sindelfingen nach Rottenburg
2. Etappe – Dienstag, 11. August
Das Gasthaus am linken Ufer liegt wirklich traumhaft ruhig. Für Langschläfer ist es aber im Sommer nix, denn das Freibad ist genau daneben und macht um 7.30 Uhr auf. Aber da es ja heute ab 15 Uhr „nass von oben“ werden kann, ist es sowieso besser früh weg zu kommen. Nach einem total liebevoll angerichteten veganen Frühstück, ging es um 9.30 Uhr wieder los. Das Frühstück stand übrigens in einem großen Karton, mit essbaren Blüten geschmückt, vor der Zimmertür… Was Corona so alles „anstellt“! Da jedes Zimmer einen kleinen Tisch vor der Tür hat war das OK.
Die ersten Kilometer am Neckar… Bis Sulzau ging’s fast eben direkt am Neckar entlang, danach hat die Strecke begonnen zu zeigen, wo’s lang geht! Zur Quelle… also tendenziell bergauf…
Der Abschnitt zwischen Bieringen und Horb ist fast komplett neu angelegt und asphaltiert worden und sehr schön geworden. Das Thermometer steigt und steigt. In Horb hatte es um 11.30 Uhr bereits 32°C. Ich wollte den Supermarkt gar nicht mehr verlassen. Es war so schön kühl… Besonders in der Süßwarenabteilung. Denn Supermärkte achten auf die Wohlfühltemperatur für Schokolade. Wirklich wahr!
Ab Horb wurde es dann teils sehr anstrengend. Zum Glück sind die richtig heftigen Anstiege meist auch nicht arg lang. Allerdings geht es spürbar nach oben, oder liegt es doch am Gewicht von Friedeman und den mittlerweile 36°C? Selbst der 17% Anstieg kurz hinter Sulz am Eck hat es nicht geschafft mich aus dem Sattel zu bekommen…
Doch dann kamen die ersten Sturmböen! So heftig hab ich das noch nie erlebt! Krass. Zum Glück kamen sie nicht von der Seite, ich denke sie hätten mich umgeschmissen. Leider kamen sie aber von vorne und da ging dann nix mehr. Aber Gewitter sind ja bekanntlich etwas örtliches, so ging’s nach einer kurzen Pause mit Regenjacke weiter.
Bei jetzt angenehmen 26°C. Alles hat zwei Seiten… und geduscht bin ich ja jetzt eigentlich auch schon… Der nasse Ledersattel ist allerdings richtiger Mist!
Kurz vor Oberndorf waren die Straßen dann vollkommen trocken. Hier hat es nicht einen Tropfen geregnet, verrückte Welt. Laut Kiosk-Betreiber am Minigolf in Oberndorf wird es hier auch nicht mehr regnen… die Wolken und der Wind sagen ihm das… In Rottweil tobt dafür ein weiteres Gewitter…
Was tun, sprach das Huhn…
- Es ist 15.27 Uhr
- der Kiosk Betreiber hat auch eine Zeltwiese
- und auf der auch noch Platz…
Da fiel die Entscheidung nicht schwer. Also schnell das Zelt aufbauen und den Nachmittag genießen. Seine Currywurst mit Pommes war mega lecker…

Im Gespräch mit Ihm hat sich herausgestellt, dass er ein gebürtiger Maichinger ist… die Welt ist schon klein! Die Zeltwiese Dollau bei Oberndorf ist perfekt für Touren-Radler. Sie liegt direkt am Neckartal-Radweg und ist topfeben, sauber und eben mit Kiosk. Es war eine gute Entscheidung hier zu bleiben!
Etappen Statistik
Heute waren es 53 km und 650, teils knackige, Meter bergauf. Der heutige Schnitt liegt überraschenderweise bei 14,5 km/h, wie das passiert ist weiß ich nicht. Schönerweise tut mir absolut nix weh! Nicht mal mein Hintern.
von Rottenburg nach Oberndorf

3. Etappe – Mittwoch, 12. August
Es hat tatsächlich die ganze Nacht nicht einen Tropfen geregnet! Leider konnte ich kaum schlafen, weil es im Zelt viel zu warm war. Gegen 2 Uhr hab ich meinen Schlafsack geschnappt und mich auf den stabilen Holztisch vor’m Zelt gelegt. Der Himmel war fast wolkenlos. Der Sternenhimmel über mir war überwältigend. Ich war total geflashed von diesem Anblick… Ich lag auf dem Rücken und hab einfach die funkelnden Sterne angeschaut, als ein gigantischer Lichtschweif über den Himmel raste…
Klar – die Perseiden!!! Hammer, ich hab genau die Nacht erwischt, in der sie dieses Jahr am häufigsten und hellsten zu sehen sind. Nach der dritten mega Sternschnuppe bin ich zufrieden weggeschlummert.
Nach dieser wunderschönen Nacht war es nicht ganz so schlimm, dass es kein Frühstück gab. Ein Schluck Zuckerwasser und nen Bonbon reicht auch mal. Bis das Zelt einigermaßen trocken und wieder eingepackt war, vergingen gut 2 Stunden – das ist die andere Seite des Zeltens… Wir waren erst um 10.40 Uhr startklar! Das heutige Ziel ist Donaueschingen. Ich würde so gerne am Riedsee übernachten – naja, mal sehen…
In keinem der kleinen Orte an der Strecke gab’s nen Bäcker oder Supermarkt… Nicht mal ne Tankstelle… also kein Kaffee – dafür vor Rottweil ein langer Anstieg mit im Ø – 8% und an zwei Stellen über 11%… und das bei drückenden 30°C! Aber auch dort kamen wir irgendwie hoch und kurz drauf standen wir vor einem riesigen Supermarkt mit großem Bäcker! Kaffee, Brezel, süßes Stückchen, kühles Doping-Mittel… Der Hanf-Cola-Lösch-Zwerg musste sein – hat so gut zur Situation gepasst.
Ab Rottweil lief’s wie von selbst – die Hitze war zwar immer noch gnadenlos, aber es kamen kaum noch fiese Anstiege. Dafür ein paar Wölkchen, die Schatten spendeten… welch Wohltat.
Wenig später waren wir in Schwenningen. Hier bin ich auf dem „Gymnasium am Deutenberg“ gewesen und in Bad Dürrheim hab ich gewohnt und später auch im smart-center gearbeitet.
Das smart-center gibt es schon lange nicht mehr und das Gebäude hat echt schon bessere Zeiten erlebt!! Sieht echt übel aus!!! Der Zahn der Zeit nagt nicht nur an mir.
Um 16.30 Uhr haben wir Donauschingen erreicht. Auch hier hab ich in den 1980er Jahren mal gelebt. Die Unterkunft Suche hat sich Corona-bedingt als schwierig herausgestellt! Der Campingplatz am Riedsee ist voll! Also Hotelsuche… um 18 Uhr war ein Nest gefunden und Papa informiert! Wir haben uns zum gemeinsamen Abendessen verabredet! Er wohnt ja noch hier.
Etappen Statistik
Auf der 3. Etappe waren es 53 km und 660 Höhenmeter. Immerhin ist die Ø-Geschwindigkeit mit 13,3 km/h endlich im Touren-Modus angekommen. OK, vielleicht hat’s auch mit dem Profil zu tun… Mal schauen, wie das morgen aussieht, wenn’s an der Donau RUNTER geht…
von Oberndorf nach Donaueschingen

4. Etappe – Donnerstag, 13. August
Gestern gar nix zum Frühstück und heute alles im Überfluss! Schade, dass ich morgens eigentlich nichts esse – essen kann. Das 5-Minuten Ei und ein kleines Brötchen hab ich mir reingezwungen. Schließlich verbrauche ich tagsüber ja auch mächtig Kalorien und meine Muskeln freuen sich, wenn sie was zum Verbrennen bekommen. Um 10 Uhr ging’s los… Die Regenjacke griffbereit, denn der Himmel sieht grau und regnerisch aus. Außerdem ist es im Vergleich zu den letzten Tagen regelrecht kalt!
Heut Nacht und auch nochmal heut Morgen hat’s kräftig geregnet. Zum Glück ist das Zelt in seinem Packsack und steht jetzt nicht nass am Riedsee…
Der 2. Fluss auf meiner 712-Tour in Etappen, die Donau – der Donauradweg ist sehr gut ausgeschildert und bis Tuttlingen geht’s eigentlich nur bergab…
Seit gestern (auch wegen dem Wetterbericht für die nächsten Tage) steht fest, dass es ab Tuttlingen wieder gen Heimat geht. Mal schauen, wie’s heute läuft. Bis Tuttlingen sind’s 35 km und von dort existiert eine Querverbindung über Spaichingen wieder nach Rottweil. Bis Spaichingen sind’s 50 km und dort gibt’s alles… Gasthäuser, Hotels, Zugverbindung nach Böblingen.
Man merkt deutlich, dass es leicht bergab geht. Friedeman galoppiert regelrecht… Ohne große Anstrengung rasen wir mit fast 20 km/h Richtung Immendingen. Leider meint es das Wetter auch heute gut mit der Natur! Es regnet immer wieder mal. Aber dafür ist es auch nicht mehr so mörderisch heiß. Und der Regen lockt die Storche auf’s Feld… es waren locker 10 Stück – leider Fotoscheu.



Obwohl wir wirklich gemütlich unterwegs waren und (auch Regen bedingt) viele Pausen gemacht haben, waren wir schon um 11.30 Uhr in Tuttlingen. Uiuiui damit hab ich nicht gerechnet! Nach Spaichingen sind’s auch „nur noch“ 12 km… Na, da wär ja sogar Rottweil ein mögliches Ziel!
Die Suche nach einer brauchbaren Unterkunft in Rottweil hat nicht wirklich ein gutes Ergebnis gebracht. In Dietingen (beim Thyssen-Krupp Turm) gibt’s ne günstige Pension, dann halt nicht nach Rottweil. Kurz nach Neufra hat dann auch der Regen gemeint, er schaut nochmal vorbei… Grrr…
In Göllsdorf hab ich mich in nen Bus-Wartehäuschen verzogen um auf der Karte zu schauen, wie’s nach Dietingen weitergeht. Dort hat mich ein Anwohner angesprochen und wollte wissen, wo’s denn heute noch hingehen soll… „ha wa, boi däm Wedder dät i abr em Flägga bloiba. Do vorn, wo früh’r d’r Bägger gsi isch lings ond na zur Kirch. Do isch’d Sonne. Dui hänn au Zämmer… “ (= bei dem Wetter würde ich aber hier bleiben. Da vorne, wo früher der Bäcker war links, Richtung Kirche. Dort ist „die Sonne“. Die haben auch Zimmer).
Cool, genau so war’s und nach 20 Minuten kam sogar wieder die Sonne raus! Es ist 16.30 Uhr, das Zimmer ist riesig und das Essen klasse! Besser geht’s eigentlich gar nicht.
Etappen Statistik
Heute waren es 62,7 km, dabei ging’s 260 Meter bergauf und 370 m bergab. Der heutige Schnitt liegt bei rasanten 16,2 km/h, Friedeman ist nicht mehr zu bremsen… mir tut immer noch absolut nix weh! Echt schön…
Donaueschingen nach Göllsdorf

5. Etappe – Freitag, 14. August
Nach einem mega Frühstück hat es pünktlich zur Abfahrt um 9.28 Uhr angefangen zu schütten… Toll!! Das gröbste ham wir in einem Bushäuschen ausgesessen. Ich wollte nicht mit einem nassen Fahrradsattel beginnen… das ist echt eklig, zumal er ewig braucht um zu trocknen. Um 9.47 Uhr war das heftigste durch und der 5. Tourtag startet in Regenklamotten.
Mit dem ständigen Blick auf „den Turm“ warteten gleich die ersten zwei knackigen Anstiege mit über 10%! Mir wär fast das Frühstück wieder hochgekommen. Friedeman wollte am 1. Berg geschoben werden und ich hab ihm den Gefallen getan.

Da heute das Etappen-Ziel bei Bekannten in der Nähe von Horb ist, gestaltete sich die Route etwas schwierig. Blöd auch, dass sie nicht direkt an einem ausgeschilderten Fernradweg wohnen 😉
Durch Göllsdorf geht der Heidelberg-Schwarzwald-Bodensee Radweg und wir greifen das Radwegsymbol gerne auf. Der ist bis Empfingen gut ausgeschildert und erspart damit häufiges anhalten um zu schauen, wie’s denn nun wohl weiter geht. Allerdings ist er ein „sehr alter“ Fernradweg und führt oft direkt an der A81 entlang.
Außerdem nimmt er (gefühlt) jedes Gefälle mit, das mehr als 15% hat. Nach rasanten Abfahrten folgen steile Anstiege. Ich muss unweigerlich an Till Eulenspiegel denken… “ Wenn wir einen Berg hinabsteigen, denke ich aber schon mit Unbehagen daran, wie wir bald wieder den Berg hinauflaufen müssen und wie anstrengend das wird…“
Zum Glück ist es heute nicht so heiß, ich komm so schon mächtig ins Schwitzen. Zum ersten Mal spüre ich meine Oberschenkelmuskulatur! Das liegt garantiert auch an den feuchten 15°C. Außerdem zickt mein Weggefährte – Friedeman knackt! Da scheint sich ein Lager an der Kurbel zu verabschieden… Ich versuch bei den steileren Anstiegen eine Melodie draus zu machen und summe vor mich hin.
Das Wetter wird immer besser und der Himmel ist ab 13 Uhr nahezu wolkenlos. Das hebt die Stimmung aber auch die Schweißbildung. In Empfingen heißt es dann Abschied vom „HBS-Radweg“ nehmen und Pfadfinder werden. Aber da es ja schon wieder fast heimische Gefilde sind, klappen auch die letzten Kilometer recht problemlos… bis auf diese fiesen Anstiege…
Um 14.30 Uhr ist der Kohlberg bei Mühringen erreicht und auch diese Etappe geschafft. Jetzt erst mal die Muskeln verwöhnen und Sonne tanken.
Etappen Statistik
Auf der 5. Etappe waren es 46,3 km, bergauf ging es 500 Höhenmeter und 550 m bergab… also tendenziell runter… Immerhin ist die Ø-Geschwindigkeit mit 14,1 km/h im Touren-Modus, obwohl die Streckenführung teils echt heftig war. Wir hatten einige, völlig unnötige Anstiege über 18%. Die wären mit einem Blick in die Karte vermeidbar gewesen…
von Göllsdorf nach Horb

6. Etappe – Samstag, 15. August
Gestern wurde es etwas später und ich glaub, das letzte Bier war schlecht! In jeglicher Hinsicht… Mir ging’s heut früh nicht so arg toll. Nach einem stillen Kaffee war schließlich um 11 Uhr Aufbruch zur letzten Etappe.
Meine Muskeln in den Oberschenkeln fühlen sich immer noch wie aus Stahlbeton an. Echt gemein, dass das Rad fahren auf der Autobahn nicht erlaubt ist… 150 Höhenmeter auf einem hardcore Singeltrail mit bis zu 17%!! Gefälle auf losem Untergrund runter (in einem Querfeldein-Kurs hatte mir Lisa Brandau beigebracht, entweder beherzt runter fahren oder beherzt absteigen und schieben – ich habe beherzt die 2. Variante gewählt)

Auf der anderen Seite des Neckartals ging’s dann mit „gemütlichen“ 9% und auf Asphalt wieder 130 Höhenmeter hoch! Aber jeder geradelte Kilometer roch schon nach „Heim kommen“. Herrenberg war ratz fatz erreicht. Zwischendrin noch ein Brötchen auf’s Pfötchen und weiter…



Ab Gärtringen hat es sich dann echt komisch angefühlt. All die Wege kenn ich von den „kleinen Runden“ daheim. Als ich dann Maichingen am Horizont sehen konnte, wusste mein Herz nicht so genau, was es fühlen soll. Einerseits war es ein berauschendes Gefühl… Wouw, ich hab’s gleich geschafft… und andererseits war Trauer mit dabei, dass die Tour jetzt (vorerst) vorbei ist.
Um 15.33 Uhr hab ich meinen dreckigen Freund vom Gewicht befreit und in seine Fahrradgarage gestellt. Das Lager vom linken Pedal ist Schrott, da bekommt er gleich morgen Neue und meine Beine freuen sich auch auf Ruhe. Ich muss gestehen, heute hab ich zum ersten Mal auch Druckstellen am Po gespürt… ich denke „Oh wie schön ist Panama“ und fühl mich wie die Tigerente von Janosch!
Etappen Statistik
Die letzte Etappe war 49,1 km lang und hat mit 420 Höhenmetern bergauf nochmal „weh“ getan… Mein Körper freut sich auf Ruhe! Aber es war eine super schöne Erfahrung und die Fortsetzung folgt…
von Horb nach Hause

Ich freu mich schon riesig auf die nächsten Etappen. Nebenher will ich versuchen, auch auf Instagram immer wieder mal einen Feed zu posten. Mein Benutzername ist „andiquak“ und mein Instagram Name lautet Andrea Friedeman (wie auch sonst?). Wenn Ihr einen Insta-Account habt, schaut vorbei und „abonniert“ mich am besten, dann verpasst Ihr nix.
Bis zum nächsten Abschnitt
Grüße
Deine Andi
Zu einem Ledersattel gehören zwingend Lederfett und ein Regenschutz (wenn Du nicht auf dem Sattel sitzt)…
Lieber Flatter,
also immerhin habe ich nicht nur Lederfett für meinen Sattel, sondern benutze es auch. Aber den Regenschutz muss ich mir echt noch besorgen. Aber auch ein paar Kilometer auf einem nassern Sattel fahren hat sein Gutes – jetzt ist er richtig eingefahren und noch bequemer, als er sowieso schon war.
Liebe Grüße
Andrea