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Eine Hausaufgabe

1 Hausaufgabe – eine Radtour

Für die, die lieber Hören als Lesen. Den Text „eine Hausaufgabe – eine Radtour“ gibt es auch von mir gesprochen. Sozusagen als Podcast-Variante.

Eine Hausaufgabe – eine Radtour

Wie eine Hausaufgabe das Leben verändern kann…

Mein Psychiater hat mir im Rahmen meiner Therapie immer wieder Hausaufgaben mitgegeben. Zum Jahreswechsel 2016/17 zum Beispiel, hatte er mir aufgetragen alles auf einen Zettel zu schreiben, das mich belastet, mich runterzieht aber auch meine Wünsche und Hoffnungen (es wurde ein Din-A-4 Blatt). Diesen Zettel sollte ich an Sylvester um eine Rakete binden und abschießen. Er bat mich, die Flugbahn „meiner“ Rakete genau zu verfolgen und an den Zettel zu denken… Und in dem Moment, wenn sie bunt explodiert, alles Negative im Kopf loszulassen.

Ich hab diese Hausaufgabe erfüllt, musste ihm aber „beichten“, dass das mit dem >böse Gedanken loslassen< nicht so richtig funktioniert hat. Er sagte damals mit einem sanften Lächeln zu mir: „das ist nicht schlimm, wichtig ist, dass du es getan hast! Jetzt kannst du, jedes Mal wenn dich etwas traurig macht, an deine Rakete denken. Erinnere dich an die bunte Explosion und den Zettel und schaue, was in deinem Kopf passiert“.

Hammer, wie gut das funktioniert… Meistens muss ich dann, noch mit Tränen in den Augen, grinsen. Und nichts trocknet Tränen nachhaltiger als ein Lächeln, das aus unserem Innersten kommt.

Eine Hausaufgabe - eine Radtour
Eine Hausaufgabe – eine Radtour

Eine weitere Hausaufgabe von ihm war, eine Herausforderung für mich selbst zu finden.

Etwas, was ich noch nie gemacht hatte, mir eventuell sogar ein mulmiges Bauchgefühl verursacht. Ich hab damals viele Stunden nachgedacht… Es hat fast einen Monat gedauert, (puhh, so lange bin ich noch nie an ’ner Hausaufgabe gesessen) bis sich ein Gedanke in meinem Kopf manifestierte. Ich hab noch nie etwas ganz alleine und nur für mich gemacht! Es geht nicht um „ins Kino gehen“ oder „im Sportverein sein“…

Sondern alleine etwas durchzuziehen und nicht nur >man sollte mal< denken. Plötzlich kam mir, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, die Idee in den Kopf, alleine mit dem Rad 1702 km zu fahren. 1702 km deshalb, weil ich am 17.02. geboren bin.

Da mein Psychiater nicht von mir verlangt hat, das sofort in die Tat umzusetzen, hat sich diese Idee in meinem Kopf ein Bett gebaut und in den Dornröschenschlaf verabschiedet. Im April diesen Jahres kamen „Nigel & die düsteren Gedanken“ und haben die Idee wachgeküsst. Wer ist Nigel? Ihn hab ich im Blog Fazien vorgestellt.

1702 km sind selbst mit dem Rad verdammt viel…

Ich hab ne Deutschland Karte im Wohnzimmer ausgebreitet und drauf gestarrt. Hab im Kopf grob überschlagen, wie lange ich wohl für 1702 km bräuchte… Und beschlossen, dass ich ja nicht gleich einen Weltrekord in Selbstüberschätzung aufstellen muss. Die Karte lag den ganzen Tag auf dem Boden. Deshalb musste ich an diesem Tag etliche Male über sie hinweg steigen. Plötzlich hab ich die Umrisse von Baden-Württemberg wahrgenommen… Reutlingen, Bad-Dürrheim, Donaueschingen, Ulm (Elchingen), Ellwangen und natürlich Stuttgart. Alles Orte, an denen ich schon mal gewohnt/gelebt hatte. Orte, die an Flüssen liegen…

Meine Idee bekam langsam ein Gesicht.

Den Neckar hoch, an der Donau runter bis Ulm, rüber zur Jagst und an ihr entlang wieder zum Neckar… Ein Stück an der Enz und ein Stück an der Glems entlang und voila, ich hab nen schönen Rundkurs! Und die Hausaufgabe wäre erfüllt… Darum hab ich die Tour gleich Mal am Rechner in den Routenplaner eingegeben. (Ich verwende am PC gerne den Radtouren-Planer vom Ministerium für Verkehr/Baden-Württemberg. Er hat mir verraten, dass meine Runde 712 km lang ist. Mir lief ein kleiner Schauer durch den ganzen Körper… Meine Zahlen 7-1-2, okay, die Null fehlt, aber die 17 und die 2 sind dabei. Und 712 km auf dem Rad trau ich mir auch locker zu.

Eine Hausaufgabe - eine Radtour mit dem Tenaya Crossrad von Serious
Eine Hausaufgabe – eine Radtour mit dem Tenaya Crossrad von Serious

Selbst, wenn ich beim Laufen Schmerzen hab und kaum auf mein Cross-Rad aufsteigen kann, wenn ich erst mal auf dem Rad sitze, sind die Schmerzen schnell weg. Außerdem bekomm ich meinen Kopf beim Radeln super gut „frei“…

Die Herausforderung, diese „712-Tour“ ganz alleine zu machen, fühlt sich im Kopf saumäßig gut an! Also, wieso zögern? Herz in die Hand und ab an die Planung! Ich hab mir vorgenommen, außer dem Start und dem Ende der Tour, so wenig wie möglich im Voraus zu organisieren. Nicht jetzt schon nach Hotels zu suchen oder Etappenziele festzulegen.

Gute Planung garantiert den Erfolg… Oder etwa nicht?

Das ist alles nicht so einfach für mich. Normalerweise, wenn ich zum Beispiel die Motorrad Touren mit Peter plane, stehe ich voll drauf, am Anfang einer Tour genau zu wissen, wo ich die nächsten Tage lang fahre und abends sein werde. Da die Hotels dann natürlich alle schon Monate vorher fest gebucht sind, erzeugt das auch einen gewissen Druck dort ankommen zu müssen. Und exakt den will ich für diese Tour nicht. Allerdings muss ich dann auch auf das gute Gefühl verzichten, genau zu wissen, dass abends ein Bett in ’ner tollen Unterkunft auf mich wartet. Alles hat halt seine Vor- und Nachteile.

Alleine loszufahren… wird wohl das Schwierigste an der Tour werden.

Deshalb hab ich mir zugestanden, dass ich die 1. Unterkunft meiner Tour vorher buchen darf. Außerdem, um einen guten Einstieg in den Neckartal-Radweg zu kriegen, hab ich mir Rottenburg am Neckar als 1. Etappenziel ausgesucht. Das sind zwar grad Mal 45 km, allerdings aber auch 600 Höhenmeter, die es zu erklimmen gilt. Und zwar mit einem vollgepackten Fahrrad…

in meinem Kopf ist das Abenteuer schon in vollem Gange!

Demnächst erzähl ich Euch, wie man ein Sabbatical im Geschäft beantragt und stell Euch mein Touren-Rad (Friedeman) vor.

Liebe Grüße

Andrea

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