Für die, die lieber Hören als Lesen. Den Text „Glücklich und zufrieden sein“ gibt es auch von mir gesprochen. Sozusagen als Podcast-Variante.
Kann man lernen glücklich zu sein?
„Glück ist kein Geschenk der Götter, sondern die Frucht innerer Einstellung“. Stellte schon Erich Fromm fest. Für Goethe bedeutete Glück die Nähe eines Freundes, Hermann Hesse setzte das Glück mit Liebe gleich und Albert Schweizer war davon überzeugt, dass sich das Glück verdoppelt, wenn man es teilt. Auf die Frage, was Glück überhaupt ist oder bedeutet hat anscheinend schon immer jeder eine andere Antwort.
Wir Menschen betrachten Glück als einen Zustand der erstrebenswert ist. Ein glückliches Leben führt derjenige, dem es gelingt, diesem Zustand Dauer zu verleihen… Aber Glück ist ein flüchtiger, scheuer, schwer zu fassender Gefährte. Wer versucht es festzuhalten, dem entwischt es umso schneller. Deshalb lässt sich Glück auch nicht jagen oder einfangen. Wenn es da ist, ist es da. Oft genug kriegen wir es gar nicht mehr mit, weil wir mit anderen Dingen beschäftigt sind.

„Glück“ empfindet jeder Mensch anders, das, was mich glücklich macht, muß nicht automatisch jeden Anderen auch glücklich machen… mit Pech verhält es sich übrigens ähnlich…
Gibt es Glück überhaupt?
Oder ist Glück nur so etwas profanes wie der „6er im Lotto“, die erwischte S-Bahn in der Großstadt? Hat glücklich sein überhaupt etwas mit Glück zu tun? Brauch ich Glück um glücklich sein zu können?? Ihr merkt schon, die Sache mit dem Glück ist nicht so einfach. Es gibt Augenblicke oder auch Stunden des Glücks. Also besteht die Kunst eines glücklichen Lebens irgendwie darin, diese zu sammeln. Auf je mehr solcher Momente wir zurückschauen können, desto zufriedener wird der Gesichtsausdruck.
Und dieses Gefühl der Zufriedenheit, das sich in unserem Gesicht wiederspiegelt, haben wir unterbewusst. Will sagen, selbst wenn wir nicht in der Vergangenheit „suchen“ sondern absolut gegenwärtig sind, haben wir diese für uns positiven Momente auf der „Haben-Seite“. Denn wir haben sie ja irgendwann mal erlebt.
Die Währung fürs glücklich sein…
… sind diese vielen kleinen Momente, in denen wir Freude empfinden, Bestätigung erhalten, uns etwas gelungen ist, wir jemandem eine Freude machen konnten, jemandem ungefragt helfen oder uns einfach geholfen wird. Aber leider erkennen wir viele dieser kleinen Momente gar nicht mehr. Somit können wir sie auch nicht auf unser „Konto der Glücksmomente“ einzahlen.
Ist Euch bewusst, dass ein Glücksmoment sehr viel weniger wiegt als ein Pechmoment (gibt’s das Wort überhaupt?)?
Nehmen wir einen sonnigen Sommertag. Wir haben frei und sind mit dem Motorrad (oder wegen der CO2 Bilanz mit dem Fahrrad ?) auf einer kurvigen, leeren, gut asphaltierten Landstraße unterwegs… Die Natur betört uns mit ihren Farben und ihrem Duft. Und um diesen wunderschönen Tag ausklingen zu lassen, setzten wir uns mit einem Glas guten Rotwein in Garten und genießen das Leben. Während des atemberaubend schönen Sonnenuntergangs fällt ein Schwarm Mücken über uns her und sticht uns überall…
Was meint Ihr bleibt wahrscheinlich in unserer Wahrnehmung von diesem Tag in zwei Wochen übrig?

Wir sollten wieder öfter einfach dankbar sein.
Wir verbringen so viel Zeit damit, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Damit machen wir uns abhängig von irgendwelchen Ereignissen. Diese müssen erst eintreffen (oder noch erledigt werden), damit wir endlich „glücklich sein“ können. Wir tun so, als hätten wir alle Zeit der Welt. Dabei haben wir nichts anderes als den Moment jetzt gerade! Viele von uns haben total verlernt einfach zufrieden zu sein. Zufrieden mit dem, was ist. Glück werden wir aber erst empfinden, wenn wir auch Zufriedenheit spüren.
Anscheinend ist es, um glücklich sein zu können, mittlerweile oft wichtiger obsolete Dinge zu ersetzten. Es ist egal, ob es das neue paar Schuhe, Klamotten, Motorrad oder Spielzeug ist. Wir sind zu einer Wegwerfgesellschaft verkommen, die selten mit dem zufrieden ist, was sie hat. Es geht garantiert noch besser… schneller… schöner… modischer…
Wir werden unwillkürlich ein Spiegel dessen, was direkt um uns rum „passiert“… passen uns an. Und nehmen Meinungen, Gesinnungen in uns (als unsere) auf. Wenn wir alle, ich eingeschlossen, das Produkt unserer Umgebung werden, dann sollten wir doch eigentlich genau drauf achten, wie unser Umfeld aussieht und ob es dem entspricht, was wir von unserem Leben für die Zukunft noch erwarten! Deshalb sollten wir uns bewusst sein, dass auch wir die Anderen beeinflussen können. Menschen sind im Grunde leicht formbare Wesen. Zwar haben wir die Wahl, für uns selbst zu denken und den freien Willen, ganz nach unserem Herzen zu leben, aber unsere Umwelt hat großen Einfluss auf uns.
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied
Das Leben schuldet mir überhaupt nichts. Und andere Menschen schulden mir auch nichts. Ich bin mir nur „selbst“ etwas schuldig. Wenn ich also das Beste aus meinem Leben machen will, dann sollte ich zu schätzen lernen, was das Leben für viele kleine Glücks Geschenke bereithält! Und zwar täglich, stündlich.
Gefühle, egal ob gut, schlecht, positiv oder negativ, nicht nur einfach empfinden, sondern auch LEBEN und LIEBEN lernen… Denn es sind schließlich MEINE Gefühle (ich mache sie) und nur ich kann sie folglich beeinflussen oder verändern. Nur ich kann für mich einschätzen, ob sie mir gut tun, mir neue Kraft geben und Mut machen. Und das ist es, was ein glückliches Leben ausmacht.
Einem Traum oder Wunsch hinterher zu hecheln wird mich auf Dauer unglücklich machen. Ihn auf später zu verschieben, kann bedeuten, dass ich ihn aufgeben muss.
Man sollte seine Wünsche und Träume auch auf Machbarkeit überprüfen. Denn wenn deren Erfüllung von etwas abhängig ist, das ich nicht selber beeinflussen kann, wird es sehr schwer. Wenn ich davon träume auf einem lebenden Tyrannosaurus Rex durch das Brandenburger Tor zu reiten, dann sollte mir bewusst sein, dass die Saurier ausgestorben sind. Deshalb wird es fast nicht möglich sein, diesen Traum wahr werden zu lassen. Selbst wenn ich es von ganzem Herzen will und all meine Energie dafür aufwende.

Zufrieden sein ist für mich der Schlüssel zum glücklich sein… Obwohl ich grad nicht arg viel machen kann. Aus dem, was ich machen kann, mach ich das Beste und alles andere ist nicht so wichtig.
Ich wünsch Euch eine ausgeglichene Zeit, bis demnächst,
Liebe Grüße
Andi