Für die, die lieber Hören als Lesen. Den Text „Vertrauen ins Gesundheitssystem“ gibt es auch von mir gesprochen. Sozusagen als Podcast-Variante.
Vertrauen in ein starkes Gesundheitssystem?
Nein… Das hab ich so langsam keines mehr!
Seit meinem letzten Beitrag, hier im Blogg, ist so viel passiert und doch eigentlich gar nichts.
Im Februar hab ich Euch erzählt, warum Schmerzen ein Weg zu sich selbst sein können… und war voller Hoffnung, dass eine Diagnose und die daraus resultierenden Behandlungen, Heilung oder wenigstens Linderung verschaffen…

Aber: 1. kommt es anders und 2. als man denkt! Genauso wie ich (auf dem Bild oben) darauf vertraue, nicht auf den nassen Steinen der Glems auszurutschen und im Bach zu liegen, war mein Vertrauen ins Gesundheitssystem. Man „hat“ es einfach intuitiv, ohne groß drüber nachzudenken.
Das hat sich mittlerweile geändert. Nicht, dass ich jetzt super viel nachdenke. Mir Gedanken darüber mache, WAS falsch läuft, in unserem „Krankheitssystem“. Es ist mehr eine Art der Resignation. Eine Gleichgültigkeit. Solang ich krankgeschrieben bin (und das bin ich ja seit Januar diesen Jahres) nehm ich mit, was mir die Ärzte anbieten. Ansonsten kümmre ich mich um mich selbst und spüre/erfahre, was mir gut tut, mir hilft.
Aber ich bring Euch erst mal auf den neusten Stand… Denn es gibt ja einen Grund, dass ich das Vertrauen ins Gesundheitssystem verliere!
Ihr vermisst garantiert schon meine Reiseberichte von der „712“…
Ich bin nicht gestartet!!
Arzttermine, Krankengymnastik und eine vage im Raum stehende Reha, haben mich gezwungen „vernünftig“ zu sein. Ich hätte aber auch keinen freien Kopf gehabt. Da Peter die ersten 14 Tage meiner Tour auch nicht Zuhause ist, hätte ich meine Nachbarn zwingen müssen, meine eventuell eintreffende Post von der Krankenkasse und Rentenversicherung zu öffnen… der Gedanke gefiel ihnen und auch mir nicht arg! Deshalb sagte ich mir, „aufgeschoben ist nicht aufgehoben“…
2020 ist zahlenmäßig sowieso viel schöner!
Und jetzt der Reihe nach…
Nachdem meine Leiden eher schlimmer wurden statt sich zu bessern, hab ich wieder angefangen nach alternativen Behandlungsmethoden zu suchen. Mein Vertrauen in die Therapeuten, die ganzheitlich arbeiten ist scheinbar deutlich höher als in die Fachärzte.
Im Februar hab ich eine aktive Dorn-Breuss Therapeutin bei uns in der Nähe entdeckt. Eigentlich mehr durch Zufall, beim Surfen im Netz, als ich nach sinnvollen Yoga-Übungen für mich und meine „Leiden“ gesucht hab. Dorn-Breuss hat sich auf das Iliosakralgelenk spezialisiert. Genau was ich brauch, sagte ich mir. Aber auch bei ihr hatte ich das Problem zeitnah einen Behandlungstermin zu bekommen. 2 Wochen musste ich NUR warten. Da bin ich ganz andere Wartezeiten gewohnt. Und es hat sich gelohnt! Die Übungen die mir Astrid Dippold aus Renningen gezeigt hat, mach ich heute auch noch täglich.

Mitte März hat schließlich mein Faszien-Therapeut die Segel gestrichen und mich „aufgegeben“. Er meinte, er wüsste nicht, was er für mich noch tun könne. Seit Ende März bin ich nun regelmäßig beim Osteopathen. Diese Therapie fühlt sich eigentlich genauso an wie die Faszientherapie, nur, dass der Osteopath ausschließlich einen Körperbereich bearbeitet. Sie ist teils auch sehr schmerzhaft, hilft gefühlt jedoch genau so gut wie die Faszien-Therapie (ihr merkt schon, dieser Therapiemethode gilt mein stärkstes Vertrauen)! Doch all die Übungen, ich bin natürlich nebenher auch noch regelmäßig bei der Krankengymnastik (zumindest 12 mal pro Quartal, mehr zahlt die Kasse nicht!!) helfen mir im Alltag nicht weiter.
Also wieder den Badeanzug an und Surfen gehen…
Die Suche nach „Blockade lösen“ brachte mich schließlich auf die Internetseite von Liebscher & Bracht. Roland Liebscher setzt sich intensiv mit Schmerzen und deren Ursachen auseinander. Seine Übungen sind genial!!! Wenn von Euch jemand schon länger irgendwelche Schmerzen hat, geht auf seine Seite… Ihr könnt mir in diesem Punkt echt vertrauen, da bin ich mittlerweile fast Expertin drin. Er hat wirklich gegen jeden Schmerz eine Übung.
Da ich ein Mensch bin, der’s lieber gleich richtig lernt, hab ich mir bei Frank Müller in Renningen einen Termin gemacht. Er ist examinierter Physiotherapeut und ausgebildeter Schmerztherapeut nach Liebscher & Bracht. Nach zwei Stunden intensiver und wirklich schmerzhafter Einweisung in die Übungen – es geht an die gefühlte 9 in der Schmerzskala -, fühlte ich mich gewappnet, die Übungen daheim alleine zu machen… Wusste aber im ersten Moment nicht, wie ich eigentlich überhaupt Heim komm. Mein rechtes Bein war lahm, taub, nicht mehr da….
Wieso hilft mir denn keiner?
Im April wurden meine Schmerzen so heftig, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte. Aus humanitären Gründen hab ich das eheliche Bett verlassen und bin ins Wohnzimmer gezogen. So kann zumindest Peter schlafen. Ich hab etliche Nächte am Tisch sitzend verbracht. Den Kopf auf einem Kissen, konnte ich wenigstens stundenweise im Sitzen schlafen. Liegen ging gar nicht mehr! Weder auf der Seite noch auf dem Rücken (auch nicht mit angewinkelten Beinen) geschweige denn auf dem Bauch.
Mitte April hatten wir unser jährliches Motorrad Sicherheitstraining. Fahren und Üben ging schon… aber Stehen ging gar nicht. Ich hatte so massive Schmerzen beim Stehen, dass ich dachte, ich werd gleich heulend aufschreien oder ohnmächtig. Da ich mich nicht drauf verlassen kann, dass ich ab jetzt nur noch „grüne Welle“ an allen Ampeln hab, sowie immer auf der Vorfahrtsstraße unterwegs sein werde, musste ich mir eingestehen: das geht so nicht!

Montagmorgen nach dem Sicherheitstraining hab ich im Schmerzklinikum Böblingen angerufen. Mittags um 13.30 Uhr hatte ich einen Termin! Meine behandelnde Ärztin, Frau Dr. Christ, hat sich 90 Minuten für die Anamnese genommen. Wouwouwou… eine Ärztin wie aus dem Fernseher …
Danach hat sie mit mir weitere 30 Minuten einen Strategieplan ausgearbeitet. 120 Minuten bei einem Arzt!!! Hammer, ich war voll im Freudentaumel… Es ist mir trotzdem nicht leicht gefallen, aber ich hab einer PDA zugestimmt. Die erste hat nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Nach 3 Wochen wurde die Zweite durchgeführt. Das schlimmste an der PDA war, dass ich danach zwei Stunden auf dem Rücken liegen musste. Diese Schmerzen wünsch ich echt Keinem. Ich hatte von Dürrenmatt „der Verdacht“ als Lesefutter dabei… besseren Zeitvertreib gibt’s eigentlich kaum! Aber ich hab grad mal 12 Seiten geschafft, die restliche Zeit ging für „bewusst atmen“ drauf…
Endlich eine Besserung!
Nach der zweiten PDA war ich deutlich beweglicher. Ich konnte mich wieder fast normal Bücken – welch Hochgefühl, ich kann wieder Schnürschuhe tragen… und, ich kann wieder 2-3 Stunden am Stück schlafen, wenn auch immer noch auf dem Sofa.
Die Nachbesprechung war entsprechend positiv, auch wenn die Schmerzen im Bein nahezu unverändert blieben. Deshalb hat Dr. Christ gleich eine Reha für mich beantragt und meine Krankenkasse hat zwei Tage später angerufen um mir mitzuteilen, dass sie eine Reha auch für sinnvoll halten. Ich kam mir vor, wie im falschen Film… So geil!!
Meine Osteopathin teilte mir allerdings mit, dass meine Faszien um die Muskeln mittlerweile so verklebt sind, dass die Nervenrezeptoren im „sende/empfang-Dauerstress“ seien und nur noch Schabernack treiben. Ich hatte zwei Möglichkeiten, entweder eine gezielte Faszientherapie (aber mein „Platin-Pfötchen“ war im Dauerstress und ich hab mich nicht getraut zu fragen) oder ein Medikament.
Da meine Lebensqualität eh schon gegen Null strebte (die von Peter übrigens auch), akzeptierte ich das Medikament. Es heißt PregaTab75 und ist ein ziemlicher Hammer. Es muss „eingeschlichen“ werden, das heißt, man fängt mit halben Tabletten an und steigert die Dosis dann langsam und es hat Nebenwirkungen, dass es der Sau graust. Zu den Nebenwirkungen zählt unter Anderem (die Liste ist sehr lang) Müdigkeit (hätte nicht gedacht, dass man während dem Laufen einschlafen kann?) und Gleichgültigkeit bei mehr als 1 von 10 Patienten… Nicht schön, aber welche Alternative hab ich denn..

Ärzte haben anscheinend Vertrauen ins Gesundheitssystem
Der Orthopäde will ein aktuelles MRT
Klar, das auch noch!! Es war schon nicht einfach zeitnah nen Termin für nen offenes MRT zu finden, wegen meiner Platzangst. Aber wie soll ich denn 10 Minuten still auf dem Rücken liegen??? Miri, meine Physio, hat mir Übungen gezeigt und ich hab daheim trainiert wie doof. Und was soll ich Euch sagen, ich hab es geschafft!! Ich war unbeschreiblich stolz auf mich und hatte eine Endorphin Ausschüttung wie damals beim Abitur. Als ich auf der Kippe stand und der Rektor zu mir kam und sagte, sie haben bestanden! Unglaublich!
Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem PregaTab75 bin ich jetzt recht schmerzfrei und schlafe wieder im ehelichen Bett ? . Mir ist sehr wohl bewusst, dass das am Medikament liegt… Das Symptom ist Tod, es lebe die Ursache… das MRT hat übrigens keine eindeutige Diagnose gebracht…
Es ist nicht so, dass ich nicht weiter nebenher Bücher gelesen hab und nach alternativen Methoden geschaut hab. Zum Geburtstag hab ich von einem Freund das Buch „Die Vier Seiten Der Medaille“ (Rüdiger Dahlke) geschenkt bekommen. Und es hat mir gute neue Denkansätze gebracht. Ich hab viel damit gearbeitet und etliche Diagramme für mich erstellt. Ist schon interessant was man da alles ans Licht holen kann und man lernt sich während so einer Reflektion echt erschreckend gut kennen. Das ist nicht immer schön!
Ein alternativer Weg ist nie ohne Hindernisse…

Ich hab echt keine Ahnung, ob es am Medikament mit seinem „scheiß egal“ Effekt liegt oder an meiner guten Arbeit… (natürlich geh ich davon aus, dass ich top g’schaffd hab (gut gearbeitet habe)). Denn es geht mir, trotz der Verschiebung meiner Tour, mental super.
Die Rentenversicherung hat meinen Reha Antrag in erster Instanz abgelehnt… meine Arbeitskraft sei nicht eingeschränkt… ja, OK, mein Chef sieht das anders. Aber das ist wieder typisch Arbeitgeber, nur weil ich dieses Jahr noch nicht einen Tag gearbeitet hab… (Meine Reaktion liegt natürlich am Medikament ?!!) Der Widerspruch ist raus und sowohl meine „Krankenkasse“, als auch Dr. Christ und Thomas Krutsch (mein Orthopäde) haben nur den Kopf geschüttelt und die Welt nicht mehr verstanden…
Vertrauen ins Gesundheitssystem – nein, das hab ich keines mehr!!!
Aber für meine Gesundheit kämpfen, das werde ich… und zwar mit ALLEN Mitteln!!!
Naja, mit fast allen… ich will Niemandem mehr auf die Nerven gehen. Das bin ich vor allem Peter, mit meinen Einschränkungen durch die Schmerzen, und meinem Faszien Therapeuten, mit meinen unverschämten Wünschen nach sofortigem Termin. Wer leidet (also wirklich leidet) wird unfair und sehr egoistisch. Selbst wenn man an seinen Leiden nicht allein Schuld ist. Man wird trotzdem nicht zum Zentrum der Welt. Vieles muss man wirklich mit sich selbst ins Klare und Reine bringen. Außerdem man lernt sein Umfeld neu kennen.
Man erkennt Menschen, von denen man gar nicht gedacht hätte, dass du ihnen wichtig bist…
Danke Vanessa und Jürgen – voll schön (ich flenn schon wieder, weil ich’s so geil find, wie Ihr Euch immer wieder meldet, um zu hören wie’s mir geht) bei der Familie ist „das ja normal“.
Trotzdem, auch an Peter, Jörg, alex. und Silke… ♥️-lichen Dank für’s Da-sein. … und Maat… Du bist der Beste… immer ein offenes Ohr… und wenn ich Dich brauch, nimmst Du Dir die Zeit und bist da, obwohl Du mitten im Training zum IronMan steckst oder in den Vogesen zum Motorrad fahren bist…
Jetzt schau ich, dass ich in 2020 meine „712“ verwirklichen kann… und dass ich auch ohne Medikament nahezu schmerzfrei lebe. Ich bin schon wieder dabei das Medikament „auszuschleichen“.
Der nächste Blogg steht schon in den Startlöchern… lassen wir ihn nicht all zulange warten!
… Er handelt vom „glücklich und zufrieden sein“ und ist schon fast fertig!
❤️
Liebe und hoffnungsvolle Grüße,
Andi
? – dafür nicht ?
??? genau dafür!